Kleine Tiere - Große Wirkung

Seit Frühjahr dieses Jahres leben 4 Hühner auf dem Werkstattgelände und haben seither für viel Freude und positive Effekte gesorgt.

Mitarbeitende der OSNA-Technik Bohmte, im Stall der Hühner-WG.

Die HHO OSNA-Technik in Bohmte ist eine Fachwerkstatt für Menschen mit psychischer Erkrankung. Hier sind rund 80 Menschen beschäftigt. Seit Ende April ist neues Leben eingekehrt in der Dr-Weymann-Straße 1. Eine geflügelte Vierer-WG mit drei New-Hampshire Hühnern und einem Bielefelder Kennhuhnlebt dort in einem wunderschönen Stall mit Außengehege. Seitdem hat sich Einiges geändert. Aber der Reihe nach:

Am Anfang stand die Frage, wie können Tagesstruktur, Verantwortungsbewusstsein und Selbstwert noch weiter gefördert werden. „Das Projekt mit den Hühnern habe ichschon seit Jahren im Kopf. Jetzt konnten wir es mit Unterstützung der Förderstiftung HHO umsetzen,“ freut sich Gruppenleiter Alexander Book. Er begleitet zusammen mit Annegret Wagenknecht-Laug (Sozialdienst) das Projekt. Die Stiftung fördert das Vorhaben mit 1.500 Euro. Dank gilt auch Norbert Niedernostheide vom Museum Schölerberg, der zum Thema Hühnerhaltung beratend zur Seite stand.

Hohe Schlüpfrate - alle begeistert

Das neue Leben sollte von Anfang an begleitet werden. Das Museum Schölerberg stellte 20 vorgebrütete Eier sowie einen gläsernen „Schaubrüter“ zur Verfügung. Nach 2-3 Tagen war es schon so weit: Aus 14 Eiern schlüpften Küken. „Die Beschäftigen hier waren hellauf begeistert“, erinnert sich Alexander Book. Kurz darauf zogen die Küken für etwa 4 Wochen in die „Kükenarena“ mit Wärmelampe. Inzwischen leben vier jugendliche Hühner – von denen möglicherweise eines ein Hahn ist – artgerecht in einem großzügigen Stall. Dieser wurde von Alexander Book geplant und mit Hilfe des Kollegen Holger Mierheim selbst gebaut – und zwar so, dass die Hühner auch am Wochenende Auslauf haben. Da die Pflege der Tiere nicht überfordern soll, wurden die übrigen Hühner in gute Hände abgeben. Während der Woche kümmert sich eine Kerngruppe um die Hühner: Füttern, Wasser wechseln, sauber machen. „Zusätzlich finden sich immer mehr Helfer ein“, berichten die beiden Projektbetreuer. Auch die Versorgung am Wochenende ist durch ein Mitglied der Kerngruppe gesichert.

Herzschlag spüren und entspannen

„Wir sehen hier jeden Tag den Mehrwert des Projekts“, schwärmt Kai Korfmacher, Abteilungsleiter in Bohmte. „Viele der Beschäftigten sind mit den Küken sichtlich aufgeblüht.“ Ein Beschäftigter beschreibt, wie er in einem sehr angespannten Zustand den Herzschlag des Huhns in der Hand spürt und dabei völlig entspannt. Eine andere Beschäftigte, eine bisher sehr in sich gekehrte Frau, kommt nun aus sich heraus, spricht mehr, lacht und berichtet über Erlebnisse mit Tieren in der Kindheit. Hühner statt Handy - könnte man ein weiteres positives Beispiel nennen. Hier habe sich bei einem Beschäftigten das Interesse in den Pausen von der virtuellen Welt auf das echte Leben verlagert.

Beschäftigung mit Tieren fördert die Gesundheit

„Die Nähe von Tieren senkt nachweislich den Blutdruck und stabilisiert den Kreislauf“, erklärt Annegret Wagenknecht-Laug. „Das führt dazu, dass der Mensch weniger Stress empfindet.“ „Für uns bestätigt sich, dass Impulskontrolle, Empathie und Emotionsregulation durch das Tier-Projekt gefördert werden können“, ergänzt Kai Korfmacher. Insgesamt müssen viele Auflagen beachtet werden – so muss sich beispielsweise Alexander Book noch weiter sachkundig machen und einen Kurs in Hühnerhaltung belegen. Aber der Erfolg spricht für sich. Alle sind sich einig: es lohnt sich!