In der HHO treten regelmäßig junge Menschen aus aller Welt einen Freiwilligendienst an. Viele wollen bleiben, sich beruflich qualifizieren und als Fachkraft arbeiten. Ein langer Weg, den Kelly Linares aus Kolumbien auf sich nimmt.

Gekommen, um zu bleiben

Kelly steckt mitten in ihrer Ausbildung zur Pflegeassistentin. Sie besucht die Diakonie Pflegeschule in Osnabrück und absolviert parallel ihren praktischen Teil in der HHO, genauer gesagt in Haus 5 der Karl-Luhmann-Heime an der Knollstraße in Osnabrück.

In dieser Einrichtung der besonderen Wohnformen begleitet Kelly ältere Menschen mit Hörschädigung. Hier kann sie die Lerninhalte aus der Schule in die Praxis umsetzen und übernimmt pflegerische Tätigkeiten. Bei ihren Diensten trifft sie auf Walter, einen Bewohner. Walter malt gerne und viel, genau wie Kelly in ihrer Freizeit. Bevor Kelly da war, hat er vorwiegend dafür in seinem Zimmer gesessen, mittlerweile sitzen sie oft in der Wohnküche zusammen. Walter hat nun viel mehr Kontakt zu seinen Mitbewohnern in der Wohngemeinschaft.

Kelly ist in Kolumbien aufgewachsen und hat dort studiert. Die Projektmanagerin hatte während eines Praktikums bereits Berührungspunkte zu Menschen mit Hörschädigung. Sie arbeitete in dem Projekt mit gehörlosen Kindern. Das beeindruckte sie nachhaltig.

Seit November 2019 ist Kelly in Europa. Sie war zunächst in zwei Familien als Au-pair tätig. Durch einen Tipp einer Freundin erfuhr sie von der Möglichkeit, als Internationale einen Freiwilligendienst in der HHO zu machen.

So kam Kelly nach Osnabrück und landete für ihr BFD in einer Arbeitsgruppe der Werkstatt an der Knollstraße. In dieser Zeit begleitete sie Erwachsene mit Hörschädigung an ihren Arbeitsplätzen in der Küche. Die Arbeit dort gefiel Kelly sehr. Sie ist von den umfänglichen Angeboten für Teilhabe und Selbstbestimmung in Deutschland fasziniert. Diese Vielzahl von Ideen, Inklusion zu gestalten, kennt sie aus ihrer Heimat Kolumbien nicht. Schnell reifte in ihr der Wunsch, in Osnabrück Fuß zu fassen.

Für eine Nicht-EU Bürgerin wie Kelly bedeutet es, dass die Notwendigkeit besteht, sich eine berufliche Existenz aufzubauen. Denn ihr Bleiberecht in Deutschland ist mit der Absicherung des Lebensunterhalts verbunden. Dafür ging sie letztes Jahr in die einjährige Ausbildung. Sie nutzt die Zeit dieser Ausbildung auch dafür, ihre Deutschkenntnisse merklich zu verbessern. Kelly plant anschließend in die HEP-Ausbildung zu gehen und Heilerziehungspflegerin zu werden.

Damit wäre sie nicht die erste Internationale, die in die HEP-Ausbildung in Kooperation mit der Diakonie Pflegeschule geht. In den Vorjahren hat sich abgezeichnet, dass ein weiterführendes Angebot zur Erweiterung von Deutschkenntnissen geschaffen werden muss. Es gilt, Sprachbarrieren nicht nur im Alltag zu überwinden.

In der HHO wird bereits Deutsch als Fremdsprache für international Freiwilligendienstleistende unterrichtet.

Wir merken bei unseren internationalen HEP-Schülern, dass eine intensive Förderung der Fachsprache für einen erfolgreichen Ausbildungsabschluss notwendig ist. Wir als HHO sind dran, ein vertiefendes Sprachkursangebot für unsere internationalen Freiwilligen zu schaffen, damit sie den Anforderungen der HEP-Ausbildung sprachlich sowohl auf schulischer als auch Fachpraxisebene gewachsen sind. Marc Soyka, Koordinator HEP-Ausbildung

An Kellys Beispiel wird deutlich, dass die Beschäftigung von Arbeits- und insbesondere Fachkräften aus dem Ausland mit viel Aufwand verbunden ist. Insbesondere für die Eingliederungshilfe ist es schwer, Fachkräfte im Ausland zu finden, da es im Bereich der Heilerziehungspflege kaum vergleichbare Ausbildungswege gibt.

Die HHO ist also „dran“, Internationale über den Freiwilligendienst als „Fachkräfte von morgen“ für die HHO zu gewinnen. Das Beispiel von Kelly zeigt, dass Ausdauer und Engagement für das Thema Rekrutierung von Fachkräften aus dem Ausland sowohl auf Arbeitgeber- als auch Bewerberseite notwendig sind.